Baugeschichte

Klosterkirche

Der stattliche, auf den ersten Blick einheitlich wirkende gotische Backsteinbau entstand in mehreren Bauetappen. Begonnen wurde um 1286 mit dem langgestreckten, einschiffigen Chor. In diesem Teil der Kirche, der den Mönchen vorbehalten war, befanden sich der Hochaltar und das Chorgestühl. Während zunächst offenbar an ein asymmetrisch zweischiffiges oder einschiffiges Langhaus gedacht war, kam es nach einem Planwechsel zum Bau der dreischiffigen Halle als Ort der Laiengemeinde.

Die vermutlich während der zweiten Hälfte des 14. Jhs. vollendete Kirche ist durch gestufte Strebepfeiler und in die Wandflächen eingeschnittene Spitzbogenfenster nach außen straff gegliedert. Gemäß dem Bescheidenheitsgebot des Ordens beschränkte sich reicherer Bauschmuck auf bestimmte Teile wie die schönen Maßwerkfenster und das aufwändige Hauptportal auf der Nordseite des Langhauses. Dieses war als Zugang für die Bürger zur Stadt hin orientiert. Von der einstigen farbigen Fassung des Innenraums zeugt noch der Rankenfries in der östlichen Schiffsarkade auf der Nordseite. Eine spätgotische Ergänzung bildet der im 15. Jh. südlich des Chors angefügte schlanke Glockenturm.

1560 wurde der Bau zur evangelischen Pfarrkirche umgewidmet und neu ausgestattet. Nach weiteren Einbauten im 18. Jh. kam es 1868-70 zu einer Restaurierung der Kirche unter Ferdinand von Quast. Davon stammen das heutige Westportal und die begleitenden kleinen Fenster.
Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Paulikirche zerstört. Die südliche Pfeilerreihe des Langhauses sowie sämtliche Gewölbe und Dächer gingen verloren. 2004/05 erfolgten die Rekonstruktion der fehlenden Pfeiler und des Ostgiebels sowie die Errichtung neuer Dächer, womit die Kirche auch ihre Wirkung im Stadtbild zurück erlangte. Durch Verzicht auf eine Wiederherstellung der Gewölbe und das roh belassene Mauerwerk ist das wechselhafte Schicksal des Baus weiterhin ablesbar. Wichtigste Reste der mittelalterlichen Ausstattung sind das Triumphkreuz und die mehrfarbigen Glasfenster des Chors. Beide sind nach ihrer Restaurierung wieder in das Paulikloster zurück gekehrt.

Klausurgebäude

Südlich der Kirche, also vom Treiben der Stadt abgewandt, entstanden vom späten 13. bis zum Ende des 15. Jhs. die Wohn- und Wirkungsstätten des Konvents. Die nach der Reformation erfolgte Umnutzung als Hospital und Armenhaus, Kriegsschäden sowie eine Entkernung 1958-67 führten zu erheblichen Verlusten im Bestand. Gleichwohl ist das Brandenburger Dominikanerkloster eine der in ihrer Gesamtheit am besten bewahrten Klosteranlagen der Bettelorden in Nordostdeutschland.

Die einzelnen Flügel sind um den aus vier Armen bestehenden, vollständig erhaltenen Kreuzgang angeordnet. Im Ostflügel, dem ältesten Teil der Anlage, befanden sich die Haupträume des Konvents. Das Erdgeschoss beherbergte im Norden die Sakristei, anschließend den durch ein reich gestaltetes Portal vom Kreuzgang her zugänglichen Kapitelsaal und südlich eines Durchgangs den so genannten Brüdersaal, einen Arbeits- und Aufenthaltsraum des Konvents. Spuren an den Wänden und archäologische Befunde zeigen, dass die Räume ursprünglich zweischiffig gewölbt waren. Unter dem Südteil befindet sich eine gut erhaltene Kelleranlage mit Kreuzrippengewölben und tonnengewölbten Nebenräumen. Im Obergeschoss des Ostflügels lag das Dormitorium, belichtet durch drei große Maßwerkfenster in der südlichen Giebelseite. Ursprünglich unterteilten hölzerne Trennwände den großen Raum in die Schlaf- und Studienzellen der Mönche. Im Südflügel befand sich unter anderem das Refektorium, der Speisesaal des Klosters. Gotische Gewölberäume blieben im Norden des Westflügels erhalten. Sie dienten wahrscheinlich im Studienbetrieb des Ordens als Hörsaal und Bibliothek. Außerdem dürften in diesem Bereich des Klosters Räumlichkeiten zur Gästeunterbringung und für Aufenthalte des Markgrafen gelegen haben. Bei den Restaurierungsarbeiten wurden am Nordende dieses Flügels Reste der zum Obergeschoss führenden mittelalterlichen Treppe entdeckt, die einst teilweise ins Kirchenschiff hineinragte.

Bibliothek

Als sonst selten erhaltenes Zeugnis für den hohen Stellenwert der Wissenschaften im Dominikanerorden ist die 1497 hinzugefügte neue Bibliothek (Liberey) ein besonders interessanter Teil des Klosters. Der zweigeschossige, spätgotische Bau westlich der Kirche ist durch das Pfortenhaus mit der Klausur verbunden. Während das Erdgeschoss die Rosenkranzkapelle beherbergte, diente die obere Etage als großzügige, gut belichtete Studienbibliothek. Die bei der Umwandlung zum Spritzenhaus im 18. Jh. beseitigte Zwischendecke wurde inzwischen wiederhergestellt.

Außenanlagen

Das Klostergelände war durch Mauern vom städtischen Umfeld abgetrennt. Der Kirche benachbart lag der Kirchhof, der auch Brandenburger Bürgern als Bestattungsort diente. Südlich der Klausur befand sich der Wirtschaftshof mit Brauhaus und Küche, heute nicht mehr erhaltenen separaten Bauten. Südwestlich erstreckte sich der Klostergarten zur Versorgung der Mönche.


Das Brandenburger Dominikanerkloster gehört zu den anspruchsvollsten Beispielen hochgotischer Architektur in der Mark und war wichtig für die Durchsetzung des Backsteinbaues in der Region. Entsprechend den Idealen des Ordens ist die Anlage zwar schlicht gestaltet, zeichnet sich aber durch ihre anspruchsvolle Ausführung und die großen Dimensionen aus. Nach Abschluss der Sanierung hat das Paulikloster seinen Rang als städtebauliche Dominante wieder eingenommen.

Autor: Marcus Cante